Wissenschaft & Sinn
"...von ihnen geliebte Hinterbliebene und möglicherweise nachfolgende Generationen werden für immer dankbar sein."
(Chochinov 2017)
Wissenschaftliche Basis und Sinnhaftigkeit des
Erinnerungsschatzes
Der
Erinnerungsschatz-Ansatz ist wissenschaftlich fundiert. Seine Sinnhaftigkeit
für Urheberin und Autor sowie für deren soziales Umfeld ist empirisch mehrfach
belegt.
Der Erinnerungsschatz-Ansatz ist eine Bereicherung fürs Leben. Das gilt für die Urheberin und den Autoren eines Erinnerungsschatzes und für deren Angehörige und Freund*innen. Davon zeugen eindrücklich die folgenden Studienergebnisse (z.B. Zaki-Nejad et al. 2020; Martínez et al. 2017; McClement et al. 2007; Chochinov et al. 2005).
Wirkungen auf Urheberin & Autor eines Erinnerungsschatzes:
- Stärkung des Erlebens von Sinn (88%) und Selbstachtung (78%)
- Stärkung des Gefühls von Würde (76%)
- Steigerung des Lebenswillens (67%)
- Erleichterung darüber, Gefühle gegenüber Angehörigen auszudrücken und wichtige Themen zu klären
- Möglichkeit, den Angehörigen ein höchst persönliches Geschenk zu machen
- Würdigung des Lebens
- Erleichtert bei schwierigen Themen die Versöhnung mit Angehörigen und sich selbst
- Hilfe bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit
Wirkungen auf Angehörige:
- Stärkung die Beziehungen in der Familie (85%)
- Erinnerungsschatz als Quelle des Trostes durch Unterstützung im Umgang mit Trauer vor, während und nach dem Sterben einer nahen Person (77%)
- Ganzheitlicheres Kennenlernen der Persönlichkeit (zum Beispiel in fremden Rollen)
- Hilfe, bisher schwierige Themen zu besprechen
- Entdeckung von Neuem aus dem Leben der Urheberin resp. des Autors
- Erfahrung, selbst ein Teil der Herkunftsfamilie zu sein
- Bewahrung von Erinnerungen auch für kommende Generationen
In der Schweiz wird die Würdezentrierte Therapie an den Universitätsspitälern Zürich und Basel sowie am Kantonsspital St. Gallen angewendet.
Zitierte und weiterführende Literatur:
- Chochinov HM (2012): Dignity Therapy: Final Words for Final Days, OUP USA
- Chochinov HM (2017): Würdezentrierte Therapie: Was bleibt - Erinnerungen am Ende des Lebens, Vandenhoeck & Ruprecht
- Chochinov HM, Cann B, Cullihall K, Kristjanson L, Harlos M, McClement SE, Hack TF, Hassard T (2012): Dignity therapy: A feasibility study of elders in long-term care. Palliat Support Care. 10(1):3-15
- Crites S (1986): Storytime: Recollecting the past and projecting the future. In Sarbin TR (Hrsg.): Narrative psychology. The storied nature of human conduct (S. 152-173). New York: Praeger
- Fitchett G, Emanuel L, Handzo G, Boyken L, Wilkie DJ (2015): Care of the human spirit and the role of dignity therapy: a systematic review of dignity therapy research. BMC Palliat Care. 2015 Mar 21;14:8
- Houmann LJ, Rydahl-Hansen S, Chochinov HM, Kristjanson LJ, Groenvold M (2010): Testing the feasibility of the Dignity Therapy interview: adaptation for the Danish culture. BMC Palliat Care. 9:21
- Martínez M, Arantzamendi M, Belar A, Carrasco JM, Carvajal A, Rullán M, Centeno C (2017): 'Dignity therapy', a promising intervention in palliative care: A comprehensive systematic literature review. Palliat Med. 2017 Jun;31(6):492-509
- McClement S, Chochinov HM, Hack T, Hassard T, Kristjanson LJ, Harlos M (2007): Dignity therapy: family member perspectives. J Palliat Med. 10 (5): 1076 – 1082
- Scarton LJ, Boyken L, Lucero RJ, Fitchett G, Handzo G, Emanuel L, Wilkie DJ (2018): Effects of Dignity Therapy on Family Members: A Systematic Review. J Hosp Palliat Nurs. 2018 Dec;20(6):542-547
- Vergo MT, Nimeiri H, Mulcahy M, et al. (2014): A feasibility study of dignity therapy in patients with stage IV colorectal cancer actively receiving second-line chemotherapy. J Community Support Oncol 2014; 12: 446–453
- Zaki-Nejad M, Nikbakht-Nasrabadi A, Manookian A, Shamshiri A (2020): The Effect of Dignity Therapy on the Quality of Life of Patients with Cancer Receiving Palliative Care. Iran J Nurs Midwifery Res. 2020 Jun 17;25(4):286-290